Wechsel zum P4317Q - und zurück

Ausgangssituation

Mein aktuelles Setup besteht aus einem Dell U3011 und einem Dell U2407:

Der 30 Zoll Monitor besitzt eine Auflösung von 2560×1600 (16:10), daneben steht ein 24 Zoll Monitor mit einer Auflösung von 1920×1200 (16:10). Ich nutze meinen Computer vorrangig zum Programmieren und was immer fehlt ist Platz. Der 30„ Monitor besitzt also 4.096.000 Pixel (4 Megapixel), dazu kommt der 24“ mit 2.304.000 Pixeln (2,3 Megapixel), zusammen also 6,3 Megapixel.

Beide Monitore verbrauchen 110W bis 250W bzw.57-110 Watt, zusammen also 167 bis 360 Watt. Den 24„ Monitor habe ich 2006 für 950 Euro gekauft, den 30“ Monitor 2012 für knapp über 1000 Euro. Ich halte einen Monitor für eins der wichtigsten Elemente eines Arbeitsrechners, etwa 50% beim Kauf eines Rechners sollte meiner Meinung nach in einen qualitativen Monitor investiert werden. Mit den beiden Ultrasharp-Monitoren von Dell bin ich immer sehr zufrieden gewesen, zum Basteln benutze ich einen Dell Ultrasharp 1707, mit dem ich ebenfalls sehr zufrieden bin.

Zielsetzung

Als der Dell P4317Q rauskam, wurde er mit rund 1300 Euro veranschlagt. Er besitzt die Standard „4K“-Auflösung, also 3840×2160, also 8.294.400 Pixel (4K bezeichnet 4fache Auflösung im Vergleich zu FullHD). Mit dem Austausch erhalte ich also etwa die Arbeitsfläche eines FullHD-Monitors dazu, dazu ist der Monitor durch eine LED-Hintergrundbeleuchtung deutlich stromsparender mit 70 Watt (typisch) und maximal 160 Watt.

Zum „Black Friday“ konnte ich den Monitor mit einem Rabatt für 903,99 Euro bei computeruniverse.de bestellen.

Der Packungsinhalt

Erste Frage beim Bestellen war für mich, ob ich ein HDMI Kabel dazu kaufen muss. Der Monitor besitzt zwei HDMI 1.4 Anschlüsse, was bedeutet, dass eine 4K Auflösung nur in 30 Hertz übertragen werden kann. Für 60 Herz muss zwangsläufig einer der beiden Display-Port-Anschlüsse verwendet werden. Möchte man abwechselnd zwei Computer nutzen, muss man an einem also einen Kompromiss eingehen. Da meine Grafikkarte aber auch nur einen HDMI 1.4 Ausgang besitzt und ich vorrangig Text betrachten möchte, war mir das an der Stelle egal. Zusätzlich besitzt der Monitor einen VGA-Anschluss, DVI wird nicht mehr unterstützt, DVI ist - wie VGA auch - aber auch nicht in der Lage eine Auflösung von 4K zu übertragen. Dazu auch der Hinweis, dass gerade viele Laptopgrafikkarten auch über Displayport nicht in der Lage sind mehr als 2560×1600 zu liefern.

Dell-typisch werden alle erforderlichen Anschlusskabel mitgeliefert:

Dazu zählt auch ein USB-Kabel für den internen USB-3-Hub. Kabel, Kurz-Anleitung, Treiber-CD sowie Schrauben den Monitor an den Standfuss anzubringen, sind oben in der Schutzverpackung enthalten:

Größenvergleich und "Feeling"

Ein Größenvergleich lässt sich am leichtesten durch ein Foto aufzeigen:

Rechts steht der 24„-Monitor, davor eine Standard-Tastatur, auf dem folgenden Bild steht der 24-Zoll Monitor vor dem 43 Zoll-Monitor.

Im ersten Moment fühlt man sich von einem so großen Gerät regelrecht erschlagen:

Auch das Logo des BIOS ist nicht unbedingt für 4K ausgelegt, auf 43 Zoll aufgezogen bleibt ein monströser Klotz pixeliger Grafik. Sobald man einen vernünftigen Desktop gestartet hat, gewöhnt man sich allerdings binnen einiger Stunden an die Größe. Davon war ich vorab schon überzeugt, da ich beim 30“ zunächst auch einen Wow!-Effekt hatte und mich heute wundere, dass Menschen mit kleineren Monitoren überhaupt sinnvoll arbeiten wollen: Mir ist ein 30„er heute eher zu klein.

Ich habe leider kein Foto vom Desktop gemacht - ich kann nur sagen, dass weder Linux noch Windows für 4K Auflösungen auf der Größe eine gute Unterstützung darstellen. Man muss hier unterscheiden zwischen 4K-Monitoren, die Wert legen auf hohe Pixeldichte („Retina-Auflösungen“), also extrem scharfe Schriften und Monitoren wie dem Dell P4317Q, der tatsächlich Platz zum Arbeiten bietet, aber eben eine normale Pixeldichte. Der 30-Zoll Monitor besitzt eine Pixeldichte von 100 PPI (Pixel per Inch) und ist damit minimal schärfer als der 24-Zoll Monitor mit 94 PPI. Der Dell P4317Q besitzt eine Pixeldichte von 102 PPI. Die Schärfe entspricht also nahezu einem normalen 24“ Monitor, nur dass der Bildschirm über eben viermal soviel Platz verfügt. Die Betriebsysteme erkennen eine hohe Auflösung und passen sich an Monitore an, die über eine hohe Pixeldichte verfügen. Ein 27„ Monitor mit 4K hat 163 PPI, er stellt also Inhalte kleiner/schärfer da, weswegen Linux (KDE) beispielsweise den Mauszeiger automatisch in der Größe verdoppelt, damit man ihn findet. Auf einem 43 Zoll Gerät wird aus dem Mauszeiger so ein Ungetüm. Unter Linux kann man es umstellen, unter Windows habe ich es nicht getestet.

Während das noch leicht zu beheben ist, ergibt sich bei mir, dass mein gewohntes Arbeiten mit Betriebsystemen auf soviel Fläche nicht mehr wie gewohnt funktioniert. Die meisten Betriebsysteme bieten Möglichkeiten Fenster auf Vollbild oder halb linksseitig oder rechtsseitig anzuordnen. KDE bietet weiterhin Fenster in die vier Ecken zu Vierteln. Vollbild kann man auf einem solchen Monitor komplett vergessen. Ein Webbrowser auf 43“ mit 4K stellt als Vollbild einen schmalen Streifen Webseite und sehr, sehr breite Ränder leerer Fläche da. Und auch die halbe Bildschirmbreite zu nutzen ist meist bereits zu viel. Andere Einstellungen unterstützen die Betriebsysteme aber nicht. Eine Entwicklungsumgebung auf Vollbild laufen zu lassen, funktioniert da besser. Da ich den Zweitmonitor aber abschaffen will, will ich die IDE auf 2/3 der Bildschirmgröße haben und auf dem übrigen Drittel eine Konsole und z.B. einen Webbrowser haben. Die Konsole auf der halben Bildschirmbreite laufen zu haben verschenkt aber unnötig viel Platz. Es muss also alles von Hand positioniert werden.

Während ich mir angewöhnt habe, das Hauptprogramm links auszuführen und rechts die zweitrangigen Programme liegen zu haben, bedeutet „links“ auf einem 43„ Monitor schon deutlich von der zentralen Blickposition entfernt. Der erste Gedanke war also „Wieso wird so ein großes Display nicht 'Curved' hergestellt?“. Schaut man in die Ecken wirkt das Bild schon klar verzerrt. Das gewohnte Arbeiten war also so nicht mehr optimal und es zeigte sich, dass ich die IDE auf 2/3 Größe des Bildschirms gezogen habe und rechts anlegte, so dass der Text mittig angezeigt wurde: Optimal. Links fanden sich dann Konsole und Webbrowser wieder. Rechts auf dem Bildschirm Fehlermeldungen etc. Und das geht gut, da gewöhnt man sich schnell dran. Der Monitor verändert also unter Umständen die Anordnung, wie man arbeitet, ist für mich dann aber wirklich angenehm zu nutzen. Auch die Verzerrungen, wenn man in die oberen Ecken schaut, nimmt man nach wenigen Stunden immer weniger als störend wahr. Das lenkt also nicht mehr vom Lesen und produktiven Arbeiten ab. Trotzdem sind die oberen Ecken doch recht hoch - den Monitor tiefer aufzubauen wäre also sinnvoll gewesen (der Standfuss erlaubt keine Anpassung in der Höhe) und auch ein Curved-Display wäre besser gewesen. Der Monitor ist rund 7cm über dem Schreibtisch, es wäre angenehmer gewesen, ihn diese 7cm tiefer aufzuhängen. Tatsächlich konnte ich mit dem Monitor aber binnen weniger Stunden Umgewöhnungsphase sehr produktiv arbeiten und empfand ihn diesbezüglich als Verbesserung zu meinem alten Setup.

Dislikes

Da wäre zum einen, dass sich Bilder einbrennen, wenn sie länger auf dem Bildschirm dargestellt wurden: Gerade wenn man Texte liest, sei es auf der IDE oder in einem Webbrowser, so ist das regelmäßig der Fall. Auch und gerade die Umrandung von Fenstern bewegt sich lange nicht über den Bildschirm. Schließt man das Fenster oder bewegt es, bleibt ein Abdruck aber etwa 2 Minuten bevor er verschwindet. Es zeigte sich, dass diese Fehldarstellungen am deutlichsten an einem grauen Hintergrund auftraten, also weniger auf sehr hellen oder schwarzen Hintergründen. Hier sieht man entsprechend den Spotify-Client, obwohl dieser bereits geschlossen wurde:

Das eingebrannte Bild ist so deutlich, dass man den Namen der Playlist lesen kann und den Such-Eingabe erkennen kann.

Das ist für mich ärgerlich, da die Farbwahl meiner IDE nunmal auch einen dunkelgrauen Hintergrund besitzt:

Hier sieht man, dass ich zuvor auf Google-News unterwegs war und beim schließen des Webbrowsers die IDE mit den letzten Nachrichten wiederfinde.

Aber auch bei aktiviertem Hintergrund kann man hier erkennen, dass ich zuvor einen Webbrowser geöffnet hatte und auf Youtube unterwegs war:

Ein zweiter Grund sieht etwa so aus:

Hier geht es nicht darum auf den eingebrannten Text zu achten, sondern auf die Linie. Wie beschrieben habe ich links zwei Fenster untereinander, auf den zwei Dritten rechts die Hauptanwendung. Die Stelle an der die zwei Fenster zusammenkommen, gibt es eine dickere hellere Linie: den unteren Rand des oberen Fensters und den oberen Rand des unteren Fensters. Dieser helle Balken zieht sich in Form dieser Linie über den kompletten Bildschirm und durchschneidet entsprechend optisch das Fenster auf der rechten Seite.

Der dritte Grund sind vergleichsweise dünne Ränder links, rechts und unten, die nicht gut sichtbar sind. Sie erscheinen Schwarz und besitzen etwa die breite eines Buchstabens. Das fällt gerade in der Konsole unangenehm auf - insbesondere, wenn einen der erste Buchstabe interessiert:

Das „M“, welches hier signalisiert, dass eine Datei modifiziert wurde, ist auf dem Foto noch so halbwegs zu erkennen. Tatsächlich sieht man vorrangig die Spiegelung im Rahmen. Auf dem Foto wirkt das nun vergrößert, das ganze verwischt für den Betrachter aber in Normalgröße, wenn man vor dem Monitor sitzt und arbeiten möchte.

Sonstiges

PWM-Flackern

In der Recherche über den Monitor habe ich noch gefunden, dass der Monitor ein PWM-Flimmern (Pulse Width Modulation) aufweisen soll. Dies entsteht, wenn die Monitorhelligkeit durch kurzes Abschalten der LEDs runtergeregelt wird statt die LEDs zu dimmen. Ein Video von einem betroffenen Gerät findet sich auf Youtube. Dieses konnte ich nicht nachvollziehen. Weder konnte ich konnte ein Flackern wahrnehmen, noch deutete die Kamera meines Händis an, dass hier irgendwas flackern würde.

Farben und Bewegtbilder

Nutzt man den Monitor zum Anschauen von Videos, insbesondere 4K Darstellungen, überzeugt er mich. Die Farben waren angenehm, zuschauen macht wirklich Spaß. Die Zuspielung von Sound habe ich dabei nicht getestet.

Verarbeitungsqualität

Die Verarbeitungsqualität entsprach nicht dem Standard, den ich durch die Ultrasharp-Monitore gewohnt bin. Das Gehäuse fühlt sich empfindlicher, dünner und billiger an. Nun muss ich sagen, dass ich kein Outdoorgerät brauche, und auch nicht wirklich diese Qualität für den Preis erwartet habe. Von allen Ultrasharp-Geräten bin ich allerdings wirklich überzeugt - das sind Geräte, die man auch mal kräftig anpacken kann, ohne dass da was knirscht. Der P4317Q hält hier nicht mit.
Nun ist das keine wirkliche Anforderung an einen Monitor.

Wo mich das dann doch auch ernsthaft stört ist bei den Knöpfen, die wirklich nicht den Eindruck machten, dass man sie zu regelmäßig nutzen sollte. Während der 24“er mich bei den Knöpfen auch nicht vollkommen überzeugt, wirken diese jedoch deutlich unempfindlicher und haben die letzten 10 Jahre auch gut funktioniert. Der U3011 hingegen überzeugt mich vollkommen: Hier habe ich keine Zweifel, dass die Knöpfe bis zum Ableben des Monitors funktionieren werden. Da darf man auch mal blind hingreifen und zu feste drücken, ohne dass da was passiert. Beim P4317Q hatte ich ein wenig den Eindruck, man stellt ihn einmal damit ein und dann packt man sie besser nicht mehr an. Das wirkt doch alles zu filigran. Das geht in der Preisklasse besser.

Fazit

Nun schreibe ich dies wieder auf meinem alten Setup, denn obwohl ich die Vorteile des Monitors sehr schnell schätzen gelernt habe, ist der Monitor mit 900 Euro kein Schnäppchen, wenn man dafür nur einen als Monitor geeigneten Fernseher mit anderer Platine erhält. Ein 4k Fernseher mit 43 Zoll habe ich nach kurzer Recherche für 299 Euro gefunden. Für 600 Euro Aufpreis erwarte ich also, dass sich das Gerät wie ein Monitor verhält, das Bild also nicht einbrennt und auch die Ränder zum Sichtfeld, wenn man sich in einer monitortypischen Position befindet: Man sitzt vor einem Schreibtisch auf dem der Monitor steht.

Nach drei Tagen des Testens habe ich den Monitor wieder verpackt und die Rücksendung veranlasst. Erfreulicherweise kann ich den Computer-Universe hier ein absolut professionelles Verhalten bescheinigen.

Anmerkungen? Fragen?

Diskussion zu diesem Gerät im Forum: https://www.proggen.org/forum/viewtopic.php?f=26&t=6651