Hallo zusammen
Ich habe da seltsame Fragen:
Wie sieht eigentlich der Berufliche Tag eines Programmierers aus? Muss man schnell sein im arbeiten und tippen?
Wie lange hat man Pause? Eine Stunde am Tag?
Vielleicht möchtet ihr mir davon erzählen.
Liebe Grüße
Von Xeon
Wie ist es als Programmierer zu arbeiten?
- Xin
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Re: Wie ist es als Programmierer zu arbeiten?
Die Frage finde ich durchaus interessant.
Ich habe in verschiedenen Betrieben, darunter einem Forschungsinstitut, gearbeitet und das ist sehr abhängig von der Führung und dem Selbstverständnis der Firma.
In der IT gibt es sehr offene Herangehensweisen, aber genauso recht konservative, hierarchische Modelle, die sich zwar als modern verstehen, aber auch nicht verstehen, was mit modern gemeint ist. Beispielsweise die Frage, ob der Vorgesetzte Befehlsgeber ist, der die Leute wie Resourcen zuteilt und wie Werkzeuge entsprechend seines Bauchgefühs dazu nutzt ein Softwareprodukt herzustellen oder ob er sich darum bemüht, dass der Entwicker alle Resourcen zur Verfügung hat, die er braucht, um das Softwareprodukt herzustellen. Das Thema Weiterbildung halte ich für interessant. Wie geht die Firma damit um. Ich kenne kein Unternehmen, was im Bewerbungsgespräch Weiterbildung als überflüssig bezeichnete, aber ich würde heutzutage durchaus nachfragen und zeigen lassen, was das Unternehmen da macht, wie das Unternehmen da unterstützt. Denn die Versicherung, dass man Weiterbildung toll und wichtig findet, heißt nicht, dass das Unternehmen das als Privatsache des Entwicklers begreift. Ein Unternehmen, was keine Weiterbildung aktiv unterstützt oder sogar fördert und fordert, kann sich noch so "modern" begreifen, es fällt aus Prinzip aus der Zeit, weil die älteren Entwickler mit der Zeit nur noch über veraltetes Wissen verfügen und Jüngere das Weite suchen, wenn sie merken, dass sie auf Dauer genauso davon abhängig sind, dass sie den Job nicht verlieren.
In der IT ist es wichtig Kontakt zur Gegenwart zu haben, damit man den Job wechseln kann.
Für mich gehört zum Alltag - oder besser gesagt zum alljährlichen Alltag - dass ich mir Zeiten nehme, wo ich dazu lerne und mich inspirieren lasse. Beispielsweise in dem ich Teil eine C++-Konferenz bin oder mir auch mal Zeit nehme Dinge außerhalb von den Aufgaben im Job auszuprobieren. Wie den Compiler, den ich baue oder in letzter Zeit experimentiere ich ein bisschen mit KI heraum. Das allerdings alles in meiner Freizeit.
Ansonsten bespricht man mit Vorgesetzten, was eigentlich gebraucht wird und mit Kollegen, wie man neue Features in die Software bekommt oder irgendwelche Probleme gelöst bekommt. Häufig ist das dann auch eine andere Abteilung, wie etwa Support oder Qualitätsmanagent, welche Fehler melden und testen, das Produktmanagement, welches die Weiterentwicklung der Software plant oder fachliches Wissen beisteuert, was ich nicht habe - ich bin kein Bauingenier.
Einige Kollegen sind in gewissen Bereichen eher bewandert. Ich bin recht fit in C++, entsprechend kommen dazu häufig Fragen oder wir benutzen Subversion, wo ich auch regelmäßig Ansprechpartner bin, wenn Kollegen außergewöhnlichere Dinge damit machen wollen oder irgendwo Mist gebaut haben und irgendwer das jetzt wieder lauffähig kriegen muss.
Es ist also eine Mischung aus programmieren und diskutieren und sich gegenseitig unterstützen.
Naja, tippen muss man schon, visuelle Programmiersprachen sind eher unbedeutend und auch bei "Visual Studio" sollte man nicht zuviel "Vision" erwarten.
Ob man schnell sein muss, hängt wieder stark vom Unternehmen ab. Möchte man sichere Software oder muss die Software schnellstmöglich auf den Markt? Wer schnell ist, macht auch schnell Fehler.
Gibt es einen Featurekatalog, den man bis zur Deadline einhalten muss oder guckt man was man schafft und das ist dann die neue Version?
In der Spielebranche zu arbeiten ist wohl recht anstrengend und überschaubar bezahlt. Hier wird wohl sehr viel Druck auf den Programmierer aufgebaut und wenn das Spiel fertig ist, muss man erstmal gucken, was danach kommt. Ist das Spiel nicht erfolgreich, entlässt das Studio Mitarbeiter. Das ist vielleicht vergleichbar mit einem Statisten. Man wird im Abspann genannt, aber keine Sau interessiert sich dafür - man ist problemlos ersetzbar. Zumal viele, gerade Jüngere, Spieleprogrammierer werden wollen.
Ich arbeite in einem Unternehmen für ein Unternehmen, was CAD-Software für Bauingeniere herstellt. Also ein Egoshooter ohne Blut. Aber inhaltlich... wir machen 3D-Modelle von Gebäuden, durch die kann man druch laufen, man kann Löcher in Wände schießen. Nur, dass die bei uns nicht rund sind und wir Fenster dazu sagen.
Man sieht gucken wie die Stahlbewährung darin aussieht, wo Steckdosen platziert werden und eine Treppe darf auch geschwungen sein und muss deutschen Baunormen entsprechen.
Davon gibt es jährlich eine neue Version, die Kunden zahlen für die Software, aber auch für den Service. Das ist schon deutlich entspannter und nach der Version 2021 ist klar, dass es eine Version 2022 geben wird. Ich muss mich also nicht jedes Jahr fragen, ob ich im nächsten Jahr noch einen Job habe.
Per Default nach 6 Stunden 30 Minuten, nach 9 Stunden mindestens 45 Minuten. Das sind die gesetzlichen Vorgaben.
Bei uns in der Firma ist das recht entspannt, wenn ich mittags drei Stunden Pause machen will, sage ich halt Bescheid, dass ich länger weg bin und fertig. Wir haben ein Zeiterfassungssystem, was ich für wichtig erachte. "Vertrauensarbeitszeit" wird in der Regel so ausgenutzt, dass im Arbeitsvertrag 40 Stunden steht und Überstunden mit dem Gehalt abgegolten sind. Es gibt keine offizielle Zeiterfassung, aber Du trägst halt ein, wieviel Zeit Du bei welchem Projekt verbracht hast. Ich habe dort 42-43 Stunden pro Woche gearbeitet, was 12-18 Arbeitstagen pro Jahr entspricht, die ich an die Firma verschenkt habe.
Nach 4 Monaten kam der Vorgesetzte auf mich zu und erklärte, dass 50 Stunden aber schon erwartet werden. Die Mehrarbeit natürlich unbezahlt. Ab da habe sehr exakt auf meine Stunden geachtet und exakt 40,0 Stunden pro Woche gearbeitet. Ich habe die Firma nach 8 Monaten verlassen.
In der gegenwärtigen Firma muss ich halt [im Schnitt] 40 Stunden die Woche zusammenkriegen. Mal was mehr, mal was weniger, so dass sich das halbwegs ausgleicht. Ich habe aktuell zwischen 35 und 40 Überstunden. "Dank" Corona ist mehr Homeoffice, da spare ich die An- und Abfahrt und bin dann auch eher mal 'ne halbe Stunde länger am Rechner.
Wenn ich also nach der Mittagspause keinen Bock mehr habe oder morgens irgendwelche Termine erledigen will und gerade nichts wichtiges anliegt, sag ich Bescheid, dass ich mir den Zeitraum frei nehme und feiere die Überstunden ab.
Ich mache in der Regel keine längeren Pausen. Ein Recompile des C++-Bereichs in dem ich arbeite, dauert auf meiner derzeitigen Maschine aktuell 14 Minuten. Das reicht um mal schnell ein Butterbrot zu essen oder im Homeoffice das Kochen vorzubereiten in der 30minütigen Pflichtpause.
Als ich das Buildsystem für die gesamte Software überarbeiten sollte, dauerte der Recompile bis zu 2,5 Stunden, während die Maschine zu 100% ausgelastet ist. Das war nicht im Homeoffice und da wünscht man sich eher einen zweiten Rechner, damit man sich irgendwie beschäftigen kann.
Merke: Wer Ordnung hellt ist nicht zwangsläufig eine Leuchte.
Ich beantworte keine generellen Programmierfragen per PN oder Mail. Dafür ist das Forum da.
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