Xeon hat geschrieben: ↑Di Jun 02, 2020 2:13 pm
Was programmiert man so mit der Programmiersprache C++ im Arbeitsmarkt?
Unterschiedlich.
Anwendungen (GUIs) werden heute in der Regel nicht mehr in C++ realisiert. Frameworks für Java und .NET sind üblicher geworden. Frameworks wie Qt, WxWidgets oder Gtk erlauben das aber ebenso.
Ich optimierte bisher Algorithmen aus anderen Sprachen, damit sie schneller laufen. In einem Forschungsinstitut beschleunigte ich einen Algorithmus von 14 Tagen auf 6 Stunden. Das Wichtigste war der Wechsel der Sprache (14 Tage auf 1 Tag) und dann halt mit Tricks in C++ nochmal runter auf 6 Stunden.
Anschließend schrieb ich Libraries für den Austausch von 3D-Daten zwischen LabView und anderer Software und eine visuelle Programmiersprache, um aus den 3D Daten repräsentationsfähige Animationen zu generieren.
Später in Java schrieb ich Funktionalität, die im Java-Universum sonst nicht existierte und debuggte vorhandenen Java-Code. Wenn der Java-Entwickler sein Programm nicht absichern kann, weil er z.B. Const-Correctness nicht kennt, sehe ich an dem Code, dass ich das anders schreiben würde und finde so Fehler.
Heute arbeite ich im Bereich CAD. Da werden 3D-Körper berechnet, generiert, visualisiert. Quasi ein 3D-Ego-Shooter, nur wenn wir schießen ist in der Wand kein Einschussloch, sondern ein Fenster.
Das muss alles zügig gehen, also C++. C# benutzen wir für die GUI. C# mache ich aber eigentlich nicht mehr. Hier bin ich allgemein so ein Mädchen für alles. Irgendwo einarbeiten und ans Laufen bringen oder jüngere Kollegen fragen, wie sie ihre Architekturen aufbauen könnten und was sinnvoll wäre und was nicht.
Ich habe nicht den Eindruck, dass ich als C++-Entwickler Probleme habe, einen Job zu finden. Als sich mir die Frage mal stellte, räusperte ich mich mal und hatte drei Jobangebote. Als ich von der Java-Firma wegging, habe ich einen Anruf getätigt und hatte 2 Bewerbungsgespräche in interessanten Firmen. Die erste Firma wollte mich nicht, weil zwar fachlich kompetent, aber zu kritisch sei: Ich hatte Fragen gestellt und der Personaler hat sich um Kopf und Kragen geredet. Es gibt natürlich Aufgaben, weil noch Dinge zu verbessern sind, aber eigentlich ist alles super, es funktioniert nur nicht perfekt, wobei man nicht sagen will, dass es nicht perfekt wäre, aber ... Naja, so erklärte er halt 10 Minuten lang, was alles Mist ist und versäumte halt ihn rechtzeitig zu stoppen und zu sagen, dass ich dafür ja da wäre...
Bei der zweiten Firma wollte ich rein, weil ich halt mal was mit 3D machen wollte. Also wieder mehr sehen, was ich programmiere. Das hat dann auch geklappt.
Ausgehend von der Arbeit, wo ich derzeit mittels CMake und Ninja die Build-Chain auf den Kopf stelle, mich beides aber nervt, schreibe ich jetzt ein eigenes Build-Tool. Die Erkenntnis, dass Make fast die Hälfte der Zeit mit Interpretieren des Makeskripts verwendet, hat mich dazu gebracht, das ganze in C++ zu machen. Und spart entsprechend Zeit. Der Build wird gut 40% schneller. Was sich bei großen Programmen eben im Bereich von mehreren Minuten bzw. Dutzenden Minuten abspielen kann.