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Studium: Die Uniwahl

Verfasst: So Feb 23, 2014 4:29 pm
von Kmitska
Hallo Leute,

ich bin inzwischen in der Oberstufe angekommen und habe schon 1/4 meines Abiturs. Da fängt man an, sich Gedanken über das Studium zu machen.
Ich weiß aber immer hin, dass ich Informatik studieren möchte.

Es ist bei mir eher so: Ich kann mich zwischen großen und kleinen Unis nicht entscheiden. Bei den großen Unis haben die Unis einen guten Ruf (z.B. die Uni in Karlsruhe, Aachen und München), doch dieser "Massenbildungsprozess" macht mich nervös. Ist es da nicht besser, lieber in kleinen Kursen teilzunehmen? Man wird bei den kleinen Unis bestimmt auch weniger abgelenkt (Glaube ich). Mit kleinen Unis meine ich z.B. die Uni in Erlangen bzw. Nürnberg. (Wenn ich dorthin gehe bin ich übrigens mit meinem Kumpel)

Ich wollte einfach wissen, auf welchen Unis Ihr wart und würde gerne Eure Erfahrungsberichte/Empfehlungen lesen.
Bitte beratet mich! :)

Grüße,
Kmitska

Re: Studium: Die Uniwahl

Verfasst: So Feb 23, 2014 4:41 pm
von FritziFoppel
Tach,

Ich habe inzwischen 3/4 meines Abiturs hinter mir und hab mir vor einem Jahr, genau wie du, auch mal Gedanken gemacht. Mir hat der Studientag eigentlich den Weg zum Programmieren eröffnet. Bin mit meinen Kumpel an die Uni Stuttgart gegangen und dann haben wir uns ein paar Studiengänge angeschaut, darunter auch Softwaretechnik. Davor muss man ja ne nähere Richtung im Kopf haben. Aber da du ja Interesse an der Informatik hast, ist das natürlich gegeben.
Ich hatte in der "Vorlesung" keinen Schimmer was Softwaretechnik bedeutet und hatte auch keine Ahnung vom Programmieren. Es war also alles ein wenig schwammig. Hab die folgenden Wochen dann ein wenig gegoogelt und bin dann auf ein Programmiertutorial gestoßen, das dann mein Vorsatz fürs neue Jahr (2012/13) war. Seitdem hat sich bei mir auch nicht viel geändert.
Da der Bereich Softwaretechnik eigentlich genau das ist, was mich beim Programmieren interessiert und keine andere Uni das anbietet, hab ich mich für Stuttgart entschieden.

Hoffe das hilft dir ein wenig?
Chris ;)

Re: Studium: Die Uniwahl

Verfasst: So Feb 23, 2014 8:26 pm
von acclrtr
Hi.
Ich studiere zurzeit auch an der Uni Stuttgart jedoch Informatik.
Ich denke das es kaum einen Unterschied in Belangen der Ablenkung macht ob du an eine große oder kleine Uni gehst. Wenn du mir eventuell schreiben könntest was dich möglicherweise mehr ablenken soll kann ich dir da vielleicht helfen. Vorteile einer großen Uni sind natürlich
+ Einrichtungen (Nicht nur bezüglich deinem Fachgebiet. Wenn du als Info in einem Projekt teilnimmst wo du z.B. die Steuerung für einen Roboterarm erstellen sollt lohnt es sich eventuell einen Roboterarm von den Kybernetikern zu leihen [und vielleicht ihr Wissen auch?])
+ große Auswahlmöglichkeiten für Schlüsselqualifikationen (Seminare die nichts mit Info zu tun haben aber die du trotzdem machen musst)

Nachteile liegen auch auf der Hand. Hohe Studentenzahlen haben nunmal große Kurse als Folge.
Zu Beachten ist aber das mehr Studenten (große Uni) auch mehr Tutoren zur Folge hat.
Eigentlich sollte sich das dadurch normalisieren (und die Qualität heben) aber das funktioniert zumindest bei uns nicht wirklich weil es für die schlechten Fächer keine Interesse seitens der Studenten gibt Tutorstellen zu belegen (trotz Bezahlung).

Aber das Studium hat sich für mich bisher hauptsächlich als Eigenstudium herrausgestellt. Ja es gibt Vorlesungen aber diese haben für mich das Problem das ich die Geschwindigkeit nicht selbst wählen kann und das daher für mich relativ nutzlos wurde.
(Übrigens, nur ein Tipp von mir: Wenn du dich dabei erwischt jetzt schon zum 3. Mal den Vortrag des Dozenten zu großen Teilen "wegzuschalten" könnte das bei dir ähnlich sein.)

Zu guter letzt:
Partys gibts an jeder Uni und Engagement sieht man überall gerne (soviel zur Ablenkung).

EDIT:
Achja, wenns denn die Uni Stuttgart wird: Lass dich nich von den Rissen in den Wänden des Informatiker-Gebäudes einschüchtern. Das Gebäude sackt stück für Stück ein, da sprengt es auch mal die ein oder andere Glasscheibe spontan kaput. Achja, die Fenster kann man auch nicht aufkippen. Wir haben keine Fenster sondern nur Türen die man auf und zu machen kann.
Aaaaber wir haben einen Preis für modernes Design für das Gebäude gewonnen!
:D -> :) -> ;) -> :( -> :cry: -> *kopf* auf *tisch*

Re: Studium: Die Uniwahl

Verfasst: So Feb 23, 2014 10:22 pm
von sebix
Ich sage es immer wieder und werde dabei nicht müde: Du qualifizierst dich nicht durch das Studium, sondern was du abgesehen davon sonst noch kannst. Das zeigt, dass du nicht einfach nur studierst, weil du studierst, sondern dass du wirklich Interesse hast und etwas schaffen willst!

Re: Studium: Die Uniwahl

Verfasst: Mo Feb 24, 2014 3:11 pm
von Xin
sebix hat geschrieben:Ich sage es immer wieder und werde dabei nicht müde: Du qualifizierst dich nicht durch das Studium, sondern was du abgesehen davon sonst noch kannst. Das zeigt, dass du nicht einfach nur studierst, weil du studierst, sondern dass du wirklich Interesse hast und etwas schaffen willst!
Das Studium ist ein großes, mehrjähriges Projekt. Erstes Ziel ist die Pappe am Ende. Das heißt, Deine Hauptaufgabe liegt irgendwo zwischen Aussitzen und Durchkommen.
Ein nicht geringer Teil des Studiums werden Profs damit beschäftigt sein, Dich zu frustrieren mit Dingen, wo Du Dich fragst, warum Du Elektronen in einem Transsistor zählen sollst oder ob Du jetzt wirklich 90 Minuten Zeit damit verbracht hast, die Küche eines bekannten Systemgasthauses finanziell zu bewerten und nun auch weißt, dass der Acker von Bauer Heinz, 20km entfernt von jeglicher Zivilisation zuwenig Laufkundschaft für ein Lichterkettenzubehörcenter bietet, obwohl Bauer Heinz Dir den Acker so günstig anbietet.
Dann gibt es da noch die Fächer, die sich in etwa mit dem beschäftigen, wie Dein Studiengang heißt. Da gibt es vier Möglichkeiten:
1) Der Prof erklärt Dir, was Du wissen musst, aber das ist selten.
2) Der Prof liest Dir vor, was Du wissen musst und du hast bis zur Prüfung Zeit, dir das wissen irgendwie anzueignen.
3) Der Prof verbringt ein Semester damit, Dir zu erklären, dass er keinen Hiwi hat und dass er einen bräuchte. Nicht Dich, er will sich nur über die Leitung aufregen. Die Information, was Du Dir für die Prüfung selbst aneignen musst, bekommst Du von den Studenten, die im letzten Semester durch die Prüfung gefallen sind.
4) Der Prof beginnt ab der ersten Vorlesung damit, Dich runterzumachen, weil Du den Stoff, den er unterrichtet noch nicht selbstständig vorbereitet hast und dass es nicht seine Aufgabe ist, Dir Deine Mama zu ersetzen.

In allen Fällen ist das Fach des gerade vor Dir stehenden Profs mit großem Abstand das wichtigste, was Du in Deinem Studium und in deinem ganzen Leben zu tun hast. Also erzähl nicht, dass Dir irgendwo die Zeit gefehlt hat, es gibt nichts wichtigeres in Deinem Leben als genau dieses Fach und wenn Du das anders siehst, dann bist Du unfähig für das Studium.

Stellst Du alle Profs soweit zufrieden, dass sie Dir den Schein geben, bist Du Informatiker - oder was immer Du studiert hast.
Du wirst dabei vieles lernen. Häufig wird es nichts mit Deinem Studienschwerpunkt zu tun haben, aber Du wirst mit der Pappe zeigen können, dass Du Dich in absolut jeden Scheiß selbstständig einarbeiten kannst und ein großes Projekt erfolgreich gewuppt hast.

Idealerweise lernst Du nebenher, Dich mit dem Inhalt Deines Studienfaches auseinander zu setzen. Deine Profs werden Dich inspirieren, in dem sie Dir in der Vorlesung Stichwörter vorlesen, an die Tafel schreiben oder Dir ins Gesicht brüllen. Mitschreiben, nachlesen und gucken, wohin Du Dich entwickeln möchtest. In der Vorlesung wird prinzipiell an der Oberfläche gekratzt, den Rest kannst Du Dir ja selbstständig aneignen. Wenn Du das tust, wirst Du ein fähiger Informatiker (oder was immer Du studieren wirst).

Dass Du lernst, ist vorrangig Dein Problem. In einer kleinen "Lehranstalt" wirst Du eher die Chance haben mit Profs in Berührung zu kommen, also auch Fachgespräche führen können, vielleicht Jobs zugeschoben bekommst oder eine schriftliche Bewertung Deiner Arbeit erfragen darfst, weil der Prof Dich tatsächlich als Existent wahrnimmt, wenn Du in der Masse nicht komplett untergehst. Die Masse ist an kleinen Standorten nicht so groß.

Deine Standortwahl kann durchaus auch enthalten, ob es Fachbereiche gibt, die Dich auch interessieren, um mit diesen zusammen arbeiten zu können und Dich vielleicht schon in eine interessante Richtung entwickeln zu können. Ich mache heute 3D-Konstruktion im Job - das erstemal, dass wir mit 3D zu tun hatten war im Maschinenbau, wo wir 3D-Modelle für eine Rapid-Prototyping-Maschine optimierten, also auch mit 3D Daten zu tun hatten. 2000 haben wir mit 3D-Daten im STL-Format gearbeitet, 2013 habe ich u.a. einen STL-Import und Export für meinen jetzigen Arbeitgeber geschrieben.

Partys können Dein Studium gefährden. Parties gibt's auch an entlegenden Hochschulen, aber eben nicht täglich. In Emden gab's jeden Mittwoch-Abend Party - warum Mittwochs? Weil die viele Studenten am Wochenende zu Mama fuhren - Mittwochs war am meisten los. Am Wochenende traf man sich eher in kleiner Runde und eine "Flurparty" im Treppenhaus des Wohnheims, bzw. in den Zugängen gab's auch öfter. Man setzte sich einfach zusammen, Bier und Chips, Kerzenlicht dazu, jemand macht die Tür auf und lässt Musik laufen... geht alles und ist viel überschaubarer und intimer als die Anonymität einer Disko-Veranstaltung.

Schlussendlich wirst Du nach Pragmatismus und Gefühl entscheiden. Ist die Uni bei Dir in der Nähe akzeptabel? Gut. Wenn nicht, guckst Du Dich um.
Ich brauchte so oder so eine eigene Wohnung und meine Eltern "klammern" auch nicht, also konnte ich 350km weit wegziehen und bin einmal oder alle zwei Monate nach Hause gefahren. Und das war für mich in Ordnung. Die Hochschule hat mir vom Gefühl her zugesagt. Später habe ich erfahren, dass sie im Ranking in der Zeit wohl nicht schlecht darstand.
Aber wer kennt schon eine Hochschule in Emden? Das hat bisher auch keinen gestört, ich kann die Wahl für Emden jedenfalls für mich begründen, falls mal jemand danach fragt.

Re: Studium: Die Uniwahl

Verfasst: Mo Feb 24, 2014 8:39 pm
von acclrtr
Xin hat geschrieben: 1) Der Prof erklärt Dir, was Du wissen musst, aber das ist selten.
2) Der Prof liest Dir vor, was Du wissen musst und du hast bis zur Prüfung Zeit, dir das wissen irgendwie anzueignen.
...
4) Der Prof beginnt ab der ersten Vorlesung damit, Dich runterzumachen, weil Du den Stoff, den er unterrichtet noch nicht selbstständig vorbereitet hast und dass es nicht seine Aufgabe ist, Dir Deine Mama zu ersetzen.
Word. Stimmt so. Gute Erklärung Xin.
Xin hat geschrieben: In allen Fällen ist das Fach des gerade vor Dir stehenden Profs mit großem Abstand das wichtigste, was Du in Deinem Studium und in deinem ganzen Leben zu tun hast. Also erzähl nicht, dass Dir irgendwo die Zeit gefehlt hat, es gibt nichts wichtigeres in Deinem Leben als genau dieses Fach und wenn Du das anders siehst, dann bist Du unfähig für das Studium.
Das ist so ziemlich exakt ein Drittel der Argumentation meiner Profs. Erneut, Bravo Xin, gute Erklärung.
(Falls das hier nicht klar ist: Wenn jeder sagt sein Fach ist das wichtigste und nichts anderes dann kann man sich denken warum man sich unter Druck fühlt. Man kann nicht für jedes Fach 100% der eigenen Zeit nutzen.)
Xin hat geschrieben: ... in absolut jeden Scheiß selbstständig einarbeiten kannst und ein großes Projekt erfolgreich gewuppt hast.
Da stimme ich auch zu. Für mich kommt es so vor dass das erste was man im Studium lernen soll ist sich effizient in Themen einarbeiten zu können.
Das könnte erklären warum mir die Vorlesungen von geringem Wert erschienen.

Übrigens wird Selbständigkeit sehr groß geschrieben. Wenn du dich nicht "zu etwas zwingen" kannst wird das Studium ziemlich schwer.
(Ausser du bist sowas wie ein Wunderkind. Aber das ist ein ganz anderes Thema.)
Aber man kann es lernen. Ich musste das auch erst.