GilbertDur hat geschrieben:Xin hat geschrieben: Ich bin da soweit ehrlich, was auch schon dazu geführt hat, dass man im Bewerbungsgespräch festgestellt hat, das man nicht miteinander arbeiten möchte. Aber es ist doch gut, wenn man das vorher weiß, oder?
Solange das fair und mit Respekt abläuft, finde ich das in Ordnung.
Warum?
Auch wenn das unfair abläuft ist das in Ordnung. Je früher man weiß, woran man ist, desto besser.
Wenn ein Bewerbungsgespräch Spaß macht, ist alles gut. Wenn es beengt ist, sich jemand unter Druck gesetzt fühlt, dann hakt es.
Wobei ich mit "Druck" nicht meine, dass man Prüfungen machen muss - die sind heutzutage relativ üblich.
Fragen, die in Bewerbungsgesprächen kamen waren zum Beispiel "Warum sind Kanaldeckel rund?" oder "Wie schwer ist eine Boing 747 beim Start?" und meine Lieblingsfrage war "Wieviele Menschen golfen derzeit in Neuseeland?". Die Fragen sind so gestellt, dass man in der Regel keine Antwort weiß - und wenn man sie zufällig weiß, dann bekommt man eine neue Frage. ^^
Das sind Fragen mit denen man rechnen sollte. Und dann sollte man laut(!) überlegen, wie man sich auf eine Antwort herleiten kann. Es geht nicht um die Antwort, es geht darum, wie man bei einem Problem sich eine Lösung herleitet.
Bei der Golffrage war meine erste Antwort 0. Wer spielt schon nachts Golf... und während hier Tag ist, ist in Neuseeland Nacht. Ich dachte, ich hätte das Problem damit abgehakt, dann wollten sie wissen wieviele Leute tagsüber Golf spielen. Also schätzte ich Neuseeland auf 5-10 Mio Einwohner, überlegte mir, wieviele Golf-Clubs ich so kenne und behauptete, dass 1-2% der Leute in Deutschland golfen. macht 5000 - 200000 Golfer. Neuseeland ist recht grün, also habe ich das mal verdoppelt und kam auf 100000 bis 400000 Golfer. Wenn jeder einmal in der Woche golft sind wir bei 15000 bis 60000 Golfern. Also warf ich mal 50000 in den Raum, weil es vermutlich einen Grund hat, weswegen man nach Neuseeland fragt.
Die Antwort lautete 150000 Golfer. Golf ist dort Nationalsport... wusste ich vorher auch noch nicht, aber die Herleitung gefiel ihnen und das Ergebnis war auch nicht schlecht.
Die Stelle habe ich trotzdem nicht bekommen. Im Bewerbungsgespräch kenne ich keinen Bewerber. Man spricht miteinander. Die entscheiden, ob sie meine Zeit mieten, ich entscheide, ob ich meine Zeit vermiete. Dafür stellte ich Fragen. Bei einer Frage kamen sie ins Straucheln, weil ich die Professionalität abgefragt habe und es Probleme zwischen gewünschten Image und ehrlicher Antwort gab, was dazu führte, das der Personaler antwortete und dann schwer damit beschäftigt war, das Gesagte zu relativieren.
"Technisch hervorragend, aber zu kritisch" war das Feedback, das ich erhielt. Wer braucht schon kritische C++-Entwickler...

Drei Monate später verordnete der Mutterkonzern Entlassungen. Das hätte mich in der Probezeit dann auch erwischt. Glück gehabt, dass sie mich nicht wollten.
GilbertDur hat geschrieben:Ich hab allerdings auch schon Leuten im Vorstellungsgespräch gegenüber gesessen, die von Anfang mit bösem Gesicht und verschränkten Armen dasaßen und mich am Ende quasi gefragt haben, ob ich nicht merke, wie dumm ich bin.
Dann hast Du es entweder nicht gemerkt oder der Mensch hat Erwartungen an Dich, die Du nicht erfüllen kannst und von denen er glaubt, dass sie jeder erfüllen muss.
Das ist es besser, dass ein Personaler von vorne rein klarstellt, dass es unangenehm wäre mit ihm zu arbeiten, als wenn er Dich einstellt und danach den Choleriker raushängen lässt.
Ich wurde mal im Job gefragt, als ich etwas in den Sand gesetzt habe, wieso das passiert ist. Die Antwort war einfach: Ich hatte meinen Entwicklungsleiter darauf hingewiesen, dass der gewünschte Auftrag nicht funktionieren wird und er war der Meinung, es funktioniert. Der weisungsberechtigte Vorgesetzte gab also den Auftrag, dass ich das gefälligst umsetzen soll. Also habe ich das programmiert und es funktionierte eben nicht. Anschließend musste ich mir vom einem anderen - gleichrangigen(!) - Vorgesetzten anhören, dass er von mir erwartet hätte, dass ich mich meinem Vorgesetzten widersetze.
Dieser Mensch hat mich auch eingestellt. Hätte er von vorne rein klargestellt, dass man mit ihm nicht gut zusammenarbeiten kann, hätte ich mir gleich noch eine andere Stelle suchen können. So musste ich halt erst noch die Probezeit überbrücken, weil es immer Bescheiden aussieht, wenn man in der Probezeit wieder geht.
GilbertDur hat geschrieben:Einer Freundin von mir wurde mal gesagt, dass sie weder an der Hochschule, noch bei ihren bisherigen Arbeitgebern was richtiges gelernt hat.

Auch das kann ja durchaus sein und als Hinweis verstanden werden, dass man sich weiterbilden sollte. Wenn man den Job möchte, kann man darauf ja entgegnen, dass man flexibel und lernbereit ist, bei der Hochschule gute Noten kassieren konnte, die vorherigen Arbeitgeber ebenfalls zufrieden waren und man sich selbst als klug genug ansehe, auch das richtige für dieses Unternehmen zu leisten. Dafür gibt es ja die Probezeit und da kann man ja sehen, ob man sich in angemessener Zeit eingearbeitet hat.
FritziFoppel hat geschrieben:Aufstehn und Zimmer verlassen.
Ein Bewerbungsgespräch hat immer auch etwas mit Stil zu tun. Man kann den Leuten irgendwann wieder über den Weg laufen, wenn man deren Kooperation benötigt.
Man sollte sich dennoch sich für das bisher soweit nett verlaufene Gespräch bedanken und feststellen, dass die Bedingungen für eine Zusammenarbeit derzeit wohl nicht gegeben sind und sich dann freundlich verabschieden. Das "bisher" und der Abbruch des Gesprächs reicht vollkommen als Hinweis, dass man mit der Äußerung so nicht einverstanden ist.
Niemals angreifen, aber auch niemals weglaufen.