Umfrage zur Verbesserung der Bildung 2011

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+Fuss+
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Beitrag von +Fuss+ » Di Feb 15, 2011 4:10 pm

C@mper hat geschrieben:
Trotzdem kann ein wenig "Allgemeinwissen" nicht schaden und ich bekomme das kot.... wenn ich bei der Frage "Sage mir alle Länder die an die BRD angrenzen im Uhrzeigersinn." plötzlich Antworten mit England, Italien, Spanien vorkommen.
Xin hat geschrieben: hehehe... Pass auf: Holland, Norwegen, Polen, Tschechien, Österreich, Schweiz, Belgien?
Ist doch eigentlich ne Mischung aus beidem oder? Wir sagen einfach das Spanien stimmt, weil Frankreich ja, wie jeder weiß, seit 1939 komplett zu Deutschland gehört :D

Zum grundlegenden Thema:
Ich bin im Moment Schüler in der 10. Klasse Gymnasium in Rheinland-Pfalz, ziemlich nah an der Grenze zu NRW.
Was bei uns an der Schule teilweise los ist, kann man nicht mehr als normal bezeichnen.

Schon seit mehreren Jahren hatte sich das System durchgesetzt, das nach der 4. Klasse getrennt wird:
Entweder Hauptschule (bzw. Integrierte Gesamt Schule) für Schüler mit Hauptschul- oder schlechter Realschul-Empfehlung
oder eine gemeinsame sog. Orientierungsstufe für Realschule und Gymnasium.

Die Schüler, die trotz Realschul-Empfehlung auf die IGS gegangen sind, hatten nach der 6. Klasse die Möglichkeit auf die Realschule zu wechseln.
Alle anderen waren eben 5. und 6. Klasse in der gemeinsamen Orientierungsstufe im Gebäude des Gymnasiums und haben nach dem ersten Halbjahr der 6. Klasse wiederum eine Empfehlung für Realschule oder Gymnasium bekommen (in seltenen Fällen auch noch Hauptschule).

Da es in RLP auch noch eine 13. Klassenstufe gibt (G9: 12,5Jahre bis ABI anstatt G8: 12) wurde für die besonders guten Schüler eine eigene Klasse gebildet, in der dann zwischen 7. und 10. Klasse ein Jahr mehr oder weniger übersprungen wurde, natürlich freiwillig.

Seit einem halben Jahr gibt es nun auch hier das System der Realschule Plus, daher Hauptschule und Realschule wurden zusammengelegt. Da da System der Orientierungsstufe weiter beibehalten werden sollte, gibt es nun eine verlängerte Grundschule. Auf dem Gebiet eines staatlichen Gymnasiums, auf dem sowieso Platz- und Raummangel herrscht ( zur Abhilfe wurde der Bolzplatz mit Container -im Winter/Hochsommer oder bei Regen sind da teilweise interessante klimatische Bedingungen drin :lol: - zugestellt, in denen die Oberstufe unterrichtet wird, damit im Hauptgebäude mehr Platz ist), laufen seit dem vergangen Halbjahr also aus der 5. Klasse sowohl zukünftige Haupt-/Realschüler (bzw. Realschule+Schüler) und Gymnasiasten rum.

Von Regierungsseite war das so ausgelegt, das es gar keine Trennung nach Leistungen geben sollte. Um die 5. Klassen überhaupt unterrichtbar zu gestalten, wurde den Eltern von ganz harten Problemfällen nahegelegt, ihre Kinder in eine Ganztagsklasse zu stecken. Also doch wieder eine Trennung. Die besagte Klasse war dennoch mit einem Lehrer nicht unterrichtbar. Im 1. Halbjahr waren je nach Stunde 2 Leher im Raum, zum Anfang dieses Halbjahres wurde die Klasse nochmal in 2. Hälften unterteilt.

Zu diesen Problem kommt noch hinzu, das die Hauptschullehrer schlechter bezahlt werden, als die Realschullehrer, obwohl die selben Schüler unterrichtet werden.
Das Ganze wirkt sich natürlich schlecht auf die Gymnasiasten und die guten Realschüler aus.

Ein interessanter Punkt geht noch in den eher wirtschaftlichen Bereich. Da wir uns direkt an der Grenze befinden, habe ich manchmal das Gefühl, dass an der Schule gar kein Geld ankommt.
2. Beispiele:
1. Physikunterricht 9. Klasse Thema Druck/Hydraulik: Der Lehrer holt aus der ziemlich alten Physiksammlung eine Hydraulikpresse. Leider konnte er an diesem Ojekt nichts mehr zeigen, da der winzige Rest noch vorhandene Hydraulikflüssigkeit aus allen Ecken raussiffte.

2. Chemieunterricht 10. Klasse: Der Lehrer will nächste Stunde Versuche durchführen, für die ein Widerstandmessgerät gebraucht wird: "Eigentlich werden die Messgeräte in der Physik eher gebraucht, wir haben hier in der Chemiesammlung allerdings auch 3 bis 4. Eins davon müsste eigentlich funktionieren."

Diese Tatsache des Nichtvorhandenseins von Geld sieht man in anderen Bereichnen auch deutlich...


Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das ganze Bildungssystem langsam aber sicher den Bach runter geht und es der Politik wichtiger ist, eine Minderheit von lernunwilligen Migranten und ziemlich schlechten Schülern zu fördern anstatt die Schlauen zu fordern.

MfG Fuss

MoonGuy
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Re: Umfrage zur Verbesserung der Bildung 2011

Beitrag von MoonGuy » Di Feb 15, 2011 4:37 pm

Xin hat geschrieben: Ich hatte in Erdkunde nie eine gute Note. Erdkunde beinhaltet für mich keine Logik, sowas kann ich mir nicht merken. Ich bin über meine Antwort schon positiv überrascht. Ähnlich sah es in Geschichte aus - auch nicht logisch. Da Geschichte gewissermaßen den logischen Grundstein für die Grenzen der Länder darstellt, habe ich hier meine Wissenslücken.
Hätte mir zu einer Zeit, als mich das nicht interessierte, gezeigt, wie man dort eine Logik hineinbekommt, mir einfach gezeigt, dass Geschichte interessant ist, dass dort Menschen gelebt haben - hier, wo ich bin, aber doch anders als ich - dann hätte ich vermutlich auch mit 15 mehr wissen wollen. Aber damals, hat mir keiner gezeigt, dass das interessant ist und so hat es mich nicht interessiert.
Du wurdest mir gerade ein Stückchen sympathischer ^^

+Fuss+'s Aussagen halte ich für nur regional/lokal korrekt. So krass ist es hier in Hessen nicht, wobei wir glücklicherweise zu den "reicheren" Bundesländern zählen. Bei uns wurde aber die Förderstufe nach der 4. Klasse abgeschafft, also gibt es direkt nach der Grundschule die Trennung: Haupt-, Realschule oder Gymnasium. Auf meiner alten Schule waren die Laborsammlungen usw. gut aufgestockt und zumindest ein Objekt war immer intakt. Auf meiner neuen Schule ist das zwar nicht ganz so, aber wenigstens verfügen wir über Teile, die wir dann selbst reparieren dürfen oder improvisorisch für eine Doppelstunde intakt halten. Heute z.B. wollte man uns Hardware erklären und ein riesiger Tower mit ganz vielen Teilen wurde auf den Tisch gestellt. Alle Teile flogen lose drinnen herum, also erstmal alles rausholen, Kabel sortieren, Teile zuordnen, zusammenbauen. Hinterher ging trotzdem nichts, denn auf dem Motherboard waren einige Pins schief. Die haben wir dann mit einem Schraubenzieher angewinkelt und mit einer Zange mit "freien" Kabeln verbunden. Dann konnte man ihn für immerhin 30 Sekunden starten, und beweisen, dass dies alles sei, was ein PC braucht.

Zur Unterrichtsgestaltung: Ich bin ein Gegner von Gruppen- sowie Softcoreunterricht. Der funktioniert einfach nicht. Der Lehrer muss eine klare Stellung haben. Gruppenunterricht halte ich grundsätzlich für schlecht, außer in meinem Informatikkurs, denn dort als Team arbeiten, zeugt schon eher von sinnvollen Arbeitsstrukturen. Softcoreunterricht funktioniert, wenn die Schüler Interesse zeigen, oder wenn der Lehrer in "unaufmerksameren" Momenten immernoch seine Stellung klar machen kann. Allerdings muss ich sagen, dass ab der 11. Klasse alles sowieso etwas anders läuft. Die Lehrer gehen davon aus, dass jeder freiwillig kommt. Wer stört oder keine Lust hat zu lernen, dem steht es jederzeit frei zu gehen. Zu der Beschwerde, keinen Informatik LK wählen zu können(ich darf ^-^) kann ich nur sagen, dass es einfach am Lehrermangel liegt. Hier gibt es keinen Chemie LK, weil es nur 2 Chemie Lehrer gibt: Genug für 2 Grundkurse. Man braucht aber, um einen LK bereit zu stellen 3 Lehrer, bzw. 2 Lehrer würden reichen, aber diese sind meist ja nicht nur mit ihrem LK und einem GK beschäftigt, sondern haben 2 Jahrgänge und zudem noch andere Fächer.

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Xin
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Re:

Beitrag von Xin » Di Feb 15, 2011 5:54 pm

+Fuss+ hat geschrieben:Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das ganze Bildungssystem langsam aber sicher den Bach runter geht und es der Politik wichtiger ist, eine Minderheit von lernunwilligen Migranten und ziemlich schlechten Schülern zu fördern anstatt die Schlauen zu fordern.
Wer heute lernen möchte, muss sich Mentoren suchen. Ein Großteil von dem, was man in der Schule lernt, vergisst man wieder. Deswegen würde ich es auch begrüßen, wenn die Auswahl geringer ausfällt, dafür aber beherrscht wird - wie eben 10 durch 10 zu teilen. Ich habe bei beiden Elfklässlern damals nicht mit Rechnen begonnen, sondern Ihnen das Zahlensystem neu beigebracht. Wir haben buchstäblich bei Null angefangen. Und der Junge ist klever, an seinen geistigen Fähigkeiten haperte es nicht, das fand ich soweit schon recht beeindruckend.

Die Minderheit von Lernunwilligen oder schlechten Schülern ist leider nicht so gering. Hier klafft in meinen Augen eine andere Schere auf: Mehr Stoff muss bekannt sein (was nicht machbar ist), entsprechend müssen die Arbeiten anders formuliert werden, damit noch brauchbare Noten herauskommen. Man hat also mehr Stoff im Plan durchgenommen, brauchbare Noten auf den Zeugnissen, aber weniger Wissen in den Köpfen der Kinder - man kann also in den folgenden Jahren auf immer weniger aufbauen.

Was die Lernunwilligen angeht, so zieht sich das ja schon über Generationen. Meine Schulbildung war teilweise auch fragwürdig - aber ich erachte sie als akzeptabel. Meine Eltern haben beide die Hauptschule besucht. Rechtschreibung beherrschen sie. Ein Gymnasiast kann dafür Integralrechnung. Bleibt die Frage, was nach 5 oder 10 Jahren Berufsleben davon noch gebraucht wird. Integrale habe ich seit dem Studium nicht mehr gerechnet, schreiben tue ich jeden Tag.

Die Werte haben sich geändert. Kinder sollen frei und ungezwungen aufwachsen, ohne Strafen und ohne körperliche Züchtigung. Ich bin sehr selten geschlagen worden und 'geschlagen' bedeutete wenn den eine Ohrfeige oder als Kleinkind mal was auf den Hintern. Keine Prügel, aber ein sehr klares Stop-Signal. Ich habe ja auch mit Jugendlichen zu tun, deren Eltern ich kenne und teilweise auch die Überforderung. Und da sage ich ganz klar, dass ein körperliches Stop-Signal eine Bankrotterklärung von guter Erziehung ist, aber es ist ein klares Stop-Signal. Und wenn man so überfordert ist, dass einem nichts besseres mehr einfällt, dann ist dieses Stop-Signal besser als zu resignieren. Und die Resignation 'Dann soll er/sie doch sehen, was er/sie davon hat', die sehe ich häufiger. Damit gehen die Grenzen verloren und die Kids machen ohne Führung und ohne Richtung, was sie wollen.
Die Schule soll es dann richten. Das geht nicht.

Früher hat man Kinder gleichgeschaltet, heute will man Individualität leben. Früher hat man den Geist der Kinder unterdrückt, heute lässt man ihnen soviel Freiheit, dass er sich in alle Richtungen verflüchtigt.

Eure Zustände sind die Reaktion darauf: Schüler entsprechend zu betreuen, dass man sie da abholt, wohin sich ihr Geist verflüchtigt hat - die einen dahin, was man als gut benotet, die anderen zu Chaoten. Der Versuch das Chaos zu klassifizieren ist der Versuch die Reste von Gleichschaltung zu behalten, damit man mehrere vergleichbare Kinder von einem Lehrer unterrichten kann. Volle Individualität habt ihr, wenn jedes Kind seinen eigenen Lehrer hat.

Beides geht also nicht. Die nächste Stufe ist den Mittelweg zu finden. Gleichgeschaltete Grundregeln vom Kindergarten an, die nicht in Frage gestellt werden. Der Lehrer ist der Boss und was vorne abgeht, ist Programm. Und umgekehrt für die Lehrer: Ich muss auf die Kinder mit meinem Programm zugehen.
Wer gegen die Regeln verstößt wird bestraft. Ich habe reichlich Strafarbeiten gemacht, den Hof gereinigt, in der 6. Klasse war ich mit Nachsitzen vier Wochen(!) im Voraus ausgebucht. Wenn ein Lehrer mich nachsitzen ließ und mit mir die Stunde festlegen wollte wurde das zur Lachnummer... "Nein, in zwei Wochen Dienstag sitze ich bei Herrn... und Donnerstags bei Frau... "

Ich hatte einen Mathelehrer, der hatte das drauf. Er diskutierte nicht mit uns über die Grundregeln. Er war mein Klassenlehrer. Als ich drei Nachsitztermine bei ihm gebucht hatte, strich er mir für den vierten die Klassenfahrt. Ein klares Stop-Signal. Meine Eltern haben das mitgetragen. Heutige Eltern rennen dann oft los und beschweren sich. Wie soll ein Lehrer erziehen, wenn er keine Strafarbeiten oder Strafen aussprechen darf=

Es muss eindeutige Regeln, die konsequent erklärt und verfolgt werden. Das ist gerade bei Menschen mit Migrationshintergrund schwierig, weil die Regeln teils den Eltern nichtmals bekannt sind und weil die Werte andere sind. Hier gibt es keine Konsequenz, sondern nur Mischmasch. Aber können die Kinder dafür, darf man sie deswegen fallenlassen?
MoonGuy hat geschrieben:Du wurdest mir gerade ein Stückchen sympathischer ^^
Dann war die fünf in Erdkunde ja doch noch zu was gut :->
MoonGuy hat geschrieben:Alle Teile flogen lose drinnen herum, also erstmal alles rausholen, Kabel sortieren, Teile zuordnen, zusammenbauen. Hinterher ging trotzdem nichts, denn auf dem Motherboard waren einige Pins schief. Die haben wir dann mit einem Schraubenzieher angewinkelt und mit einer Zange mit "freien" Kabeln verbunden. Dann konnte man ihn für immerhin 30 Sekunden starten, und beweisen, dass dies alles sei, was ein PC braucht.
Wozu ist das gut?
MoonGuy hat geschrieben:Softcoreunterricht funktioniert, wenn die Schüler Interesse zeigen, oder wenn der Lehrer in "unaufmerksameren" Momenten immernoch seine Stellung klar machen kann.
Heute haben Lehrer teilweise Angst vor den Schülern. Diese Lehrer haben ihre Stellung schon verloren, aber nicht ihren Beamtenstatus.
MoonGuy hat geschrieben:Allerdings muss ich sagen, dass ab der 11. Klasse alles sowieso etwas anders läuft. Die Lehrer gehen davon aus, dass jeder freiwillig kommt.
Auch eine dämliche Einstellung. Die Kinder in der Oberstufe kommen, weil es von ihnen erwartet wird. Viele, weil die Eltern es verlangen, dass ihr Kind Abitur macht, Medizin studiert und Herr Doktor wird. Ich bin von Realschule auf's Gym, weil ich mich für keinen Ausbildungsberuf entschieden habe. Ich kann nicht behaupten mit 15 oder 16 verstanden zu haben, was das bedeutet, eine Ausbildung zu machen und einen Beruf auszuüben, 50 Jahre lang. Meine Welt änderte sich in der Zeit im Monatsrhythmus, wie soll ich da 50 Jahre überblicken und planen!? Einen guten Freund von mir habe ich in der Zeit alle 14 Tage als neue Person kennengelernt. Auf einmal trägt der dunklen Hut und Mantel?! Zwei Wochen später macht er Horoskope, dann Gesangskarriere, dann die Suche spirituelle Erleuchtung gefolgt von Schauspielerei...
Es kam die Ansage über Lautsprecher, dass jetzt der letzte Zeitpunkt ist, sich für's Gym einzutragen ist und wer wechseln will möge jetzt den Antrag stellen. Also stand ich auf und stellte einen Antrag. Auf dem Weg zum Sekretariat überlegte ich mir, ob ich ihn abgebe. Ich hatte mir bis zu der Lautsprecherdurchsage keinerlei Gedanken dazu gemacht.
Das hatte nichts mit freiwillig oder Planung zu tun. Es musste ja irgendwie weiter gehen und kaufte ich mir drei weitere Jahre zur Orientierung, weil ich keinen Plan hatte. Ich war ein 16jähriges Kind und wenn ich heute teilweise 16jährige sehe, dann irren die genauso planungslos durch die Gegend, wie ich und suchen nach einer Hand, die sie zum Erwachsenwerden führt. Und ich kenne noch genug Kinder, die schon deutlich über 20 sind.

Im Studium habe ich gelernt, dass wer mit 25 noch Kind ist, es wohl auch bis zum Ende bleiben wird. Und es werden immer mehr Kinder, die ihre Kinder nicht erwachsen bekommen, die ihren Kindern nicht beibringen können, zu lernen oder Interessen zu entwickeln oder sich überhaupt für unbekanntes zu interessieren.

Wer hier im Forum ist, hat meist Interessen. Den Jungen, der 10 durch 10 nicht teilen konnte (mit damals 20 Jahren) habe ich mal gefragt, wofür er sich interessiert. Er wusste nichts. Ich kenne auch seine Mutter. Sie ist heute noch ein Kind.

Das Schulsystem bricht imho bei den Eltern und bei den politischen Anforderung, was ein Schüler heute zu wissen hat, auseinander. Das kombiniert, mit Containern auf dem Bolzplatz. Ich wurde in der Ausbildung mal als "Rohstoff für die Industrie" bezeichnet. Kinder werden hier verheizt, weil man sich nicht die Zeit nehmen kann, sie auch mal anzusprechen. Mal zu fragen, was sie interessiert oder zu zeigen 'Schaumal hier...'. Weil man in einer Klasse mit 25-30 Kindern nicht jedem Kind seinen persönlichen Moment geben kann, was es vom Rohstoff zum Individuum werden lässt, dass sich wertgeschätzt fühlt und dass seine Wertschätzung dem Lehrer gegenüber ausdrücken kann, in dem es dessen Unterricht nicht sabotiert, weil sonst der Mensch verärgert wäre, der den Schüler wertschätzt, der Orientierung bietet, weil er sich bei Fragen dafür Zeit nimmt.
Es gibt nicht eine Lösung das Problem zu lösen. Alle müssen anpacken. Eltern, Lehrer, Politik und Gesellschaft. Ein Realschüler, der gerade 4 oder 5 Jahre in Dland lebte, fragte mich mal, ob ich ihm was erkläre, wenn ich schon meckere. Ich sagte, dass ich das als meine Pflicht in der Gesellschaft ansehe zu helfen, wenn ich das kann. Er hat den Mund aufgemacht. Inzwischen hat er Abitur, studiert und hat eine eigene Firma.

In der 12. Klasse habe ich mit lernschwachen Kindern gearbeitet. Die meisten brauchten nur das Wissen, dass sich jemand dafür interessiert, was sie da als Hausaufgaben machten.
Diejenigen, die definitiv nichts für die Misere können, sind die Kinder und Jugendlichen. Aber sie müssen die Suppe auslöffeln und deswgen so früh wie möglich Forderungen an die Gesellschaft stellen. Ich will, dass ihr meine Rente zahlt. Wenn ihr politische und gesellschaftliche Veränderungen und/oder höhere Steuern braucht, damit ihr das auf die Reihe bekommt, dann macht den Mund auf.
Als Teil der Gesellschaft, stehe ich da hinter euch. Den Rest der Gesellschaft müsst ihr aufwecken.
Merke: Wer Ordnung hellt ist nicht zwangsläufig eine Leuchte.

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Re: Re:

Beitrag von C@mper » Di Feb 15, 2011 7:33 pm

Xin hat geschrieben: Die Kinder in der Oberstufe kommen, weil es von ihnen erwartet wird. Viele, weil die Eltern es verlangen, dass ihr Kind Abitur macht, Medizin studiert und Herr Doktor wird.
DAS betrachte ich als dämlich, leider erlebt man dieses aber auch mehr als oft. Fürchterlich dieser falsche Ehrgeiz der Eltern.

Xin hat geschrieben: Ich kann nicht behaupten mit 15 oder 16 verstanden zu haben, was das bedeutet, eine Ausbildung zu machen und einen Beruf auszuüben, 50 Jahre lang. Meine Welt änderte sich in der Zeit im Monatsrhythmus, wie soll ich da 50 Jahre überblicken und planen!?
Woher auch und kann man den Kindern das übel nehmen? Woher sollen sie das denn auch wissen.
Aber gerade darin sehe ich die Aufgaben der Eltern und nicht der Schule, die Interessen der Kinder zu erkennen. Ihnen zu zeigen, was man mit der "Begabung" anfangen kann.
.... du interessierst Dich für xy, lass uns mal einen Besuch oder Führung in der Firma machen und mit den Leuten reden, die tagtäglich damit zu tun haben. Oder lass uns an der Uni mal mit dem Prof reden, welche Voraussetzung erforderlich sind und wie die "altäglichen" Arbeiten in diesem Bereich wirklich aussehen.... Mal sehen, ob es Dich nach dem Gespräch immer noch so interessiert.

Nicht nur die Schulbildung hat erheblich nachgelassen, ich meine auch die Bereitschaft der Eltern z.B. den Wissensdurst der Kinder zu wecken, ist geringer geworden. Das muss nicht zwangsläufig mit "Gleichgültigkeit" einhergehen, sondern kann auch durch einen extrem höheren Stressfaktor gegenüber früheren Zeiten zu tun haben. Beide Faktoren zusammen führen jedenfalls auf lange Sicht zu einem Debakel.

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Re: Re:

Beitrag von MoonGuy » Di Feb 15, 2011 7:58 pm

C@mper hat geschrieben:Nicht nur die Schulbildung hat erheblich nachgelassen, ich meine auch die Bereitschaft der Eltern z.B. den Wissensdurst der Kinder zu wecken, ist geringer geworden. Das muss nicht zwangsläufig mit "Gleichgültigkeit" einhergehen, sondern kann auch durch einen extrem höheren Stressfaktor gegenüber früheren Zeiten zu tun haben. Beide Faktoren zusammen führen jedenfalls auf lange Sicht zu einem Debakel.
Sowas habe ich gemacht. Die Universität Frankfurt bietet ein paar mal im Jahr auf bestimmte Fachgebiete Lesungen und Ausstellungen vor. Viele Schulen, unter anderem auch meine damalige, stellten Schüler vom Unterricht frei, wenn sie die Veranstaltung besuchen möchten. Mein Vater hat für mich auch viele seiner Bekannten, die alle in Richtung Technik studieren, angerufen und mit mir reden lassen. Außerdem ist der Vater eines Freundes von mir Professor an einer technischen Universität und all diese Faktoren haben mich bei meiner Schulwahl und LK Wahl beeinflusst. Ich hatte mich natürlich auch in anderen Richtungen umgeschaut, aber die haben mich schnell gelangweilt. Technik finde ich jedoch ein hoch interessantes Thema.

Ich gebe euch Recht, viele Eltern halten sich zu sehr zurück. Viele Lehrer ebenfalls, oder sind einfach machtlos. Aber, und das sehe ich auch an mir, oft ist auch der Schüler zu faul seinen Hintern in Bewegung zu setzen. Einfach mal selbst die Initiative zu ergreifen und irgendwo anzufragen. Einfach mal die Eltern fragen oder den Lehrer, wo man sich (zusätzlich) informieren könnte.

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Re: Re:

Beitrag von Xin » Di Feb 15, 2011 8:28 pm

C@mper hat geschrieben:
Xin hat geschrieben: Ich kann nicht behaupten mit 15 oder 16 verstanden zu haben, was das bedeutet, eine Ausbildung zu machen und einen Beruf auszuüben, 50 Jahre lang. Meine Welt änderte sich in der Zeit im Monatsrhythmus, wie soll ich da 50 Jahre überblicken und planen!?
Woher auch und kann man den Kindern das übel nehmen? Woher sollen sie das denn auch wissen.
Aber gerade darin sehe ich die Aufgaben der Eltern und nicht der Schule, die Interessen der Kinder zu erkennen. Ihnen zu zeigen, was man mit der "Begabung" anfangen kann.
Da die Eltern häufig ausfallen, muss hier die Schule eingreifen. Die Kinder können auch nichts für ihre Eltern.

Allerdings ist es nicht die Aufgabe des Staates eine Gleichbehandlung zu garantieren. Das ist unfair, aber so ist das Leben nunmal. Ich verstehe es aber als Aufgabe des Staates klar zu informieren, dass und wo man Hilfe einfordern kann. Fordert der Schüler Hilfe, muss auch ein kompetenter Ansprechpartner da sein.
C@mper hat geschrieben:Nicht nur die Schulbildung hat erheblich nachgelassen, ich meine auch die Bereitschaft der Eltern z.B. den Wissensdurst der Kinder zu wecken, ist geringer geworden. Das muss nicht zwangsläufig mit "Gleichgültigkeit" einhergehen, sondern kann auch durch einen extrem höheren Stressfaktor gegenüber früheren Zeiten zu tun haben. Beide Faktoren zusammen führen jedenfalls auf lange Sicht zu einem Debakel.
Da würde ich vorsichtig sein. Man verklärt häufig die guten alten Zeiten mit dem Bildungsbürgertum. Auch damals gab es genug Kinder, die in "bildungsfernen Schichten" lebten. Was heute ein Hartzer ist, war früher der einfache Bauernjunge, der zu spät zur Schule kam, weil er erst noch die Kühe melden musste und wo der Vater klarstellte, dass Schule nicht so wichtig ist, wenn man einen Kartoffelsack von einem Zentner tragen kann.

Früher war nicht alles besser - heute wird nur mehr angesprochen. Eine Zeitung verkauft man nicht mit guten Nachrichten, also muss alles detailliert und sensationsgeil berichtet werden. Selbiges gilt für die "Jugend von heute".
Merke: Wer Ordnung hellt ist nicht zwangsläufig eine Leuchte.

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