+Fuss+ hat geschrieben:Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das ganze Bildungssystem langsam aber sicher den Bach runter geht und es der Politik wichtiger ist, eine Minderheit von lernunwilligen Migranten und ziemlich schlechten Schülern zu fördern anstatt die Schlauen zu fordern.
Wer heute lernen möchte, muss sich Mentoren suchen. Ein Großteil von dem, was man in der Schule lernt, vergisst man wieder. Deswegen würde ich es auch begrüßen, wenn die Auswahl geringer ausfällt, dafür aber beherrscht wird - wie eben 10 durch 10 zu teilen. Ich habe bei beiden Elfklässlern damals nicht mit Rechnen begonnen, sondern Ihnen das Zahlensystem neu beigebracht. Wir haben buchstäblich bei Null angefangen. Und der Junge ist klever, an seinen geistigen Fähigkeiten haperte es nicht, das fand ich soweit schon recht beeindruckend.
Die Minderheit von Lernunwilligen oder schlechten Schülern ist leider nicht so gering. Hier klafft in meinen Augen eine andere Schere auf: Mehr Stoff muss bekannt sein (was nicht machbar ist), entsprechend müssen die Arbeiten anders formuliert werden, damit noch brauchbare Noten herauskommen. Man hat also mehr Stoff im Plan durchgenommen, brauchbare Noten auf den Zeugnissen, aber weniger Wissen in den Köpfen der Kinder - man kann also in den folgenden Jahren auf immer weniger aufbauen.
Was die Lernunwilligen angeht, so zieht sich das ja schon über Generationen. Meine Schulbildung war teilweise auch fragwürdig - aber ich erachte sie als akzeptabel. Meine Eltern haben beide die Hauptschule besucht. Rechtschreibung beherrschen sie. Ein Gymnasiast kann dafür Integralrechnung. Bleibt die Frage, was nach 5 oder 10 Jahren Berufsleben davon noch gebraucht wird. Integrale habe ich seit dem Studium nicht mehr gerechnet, schreiben tue ich jeden Tag.
Die Werte haben sich geändert. Kinder sollen frei und ungezwungen aufwachsen, ohne Strafen und ohne körperliche Züchtigung. Ich bin sehr selten geschlagen worden und 'geschlagen' bedeutete wenn den eine Ohrfeige oder als Kleinkind mal was auf den Hintern. Keine Prügel, aber ein sehr klares Stop-Signal. Ich habe ja auch mit Jugendlichen zu tun, deren Eltern ich kenne und teilweise auch die Überforderung. Und da sage ich ganz klar, dass ein körperliches Stop-Signal eine Bankrotterklärung von guter Erziehung ist, aber es ist ein klares Stop-Signal. Und wenn man so überfordert ist, dass einem nichts besseres mehr einfällt, dann ist dieses Stop-Signal besser als zu resignieren. Und die Resignation 'Dann soll er/sie doch sehen, was er/sie davon hat', die sehe ich häufiger. Damit gehen die Grenzen verloren und die Kids machen ohne Führung und ohne Richtung, was sie wollen.
Die Schule soll es dann richten. Das geht nicht.
Früher hat man Kinder gleichgeschaltet, heute will man Individualität leben. Früher hat man den Geist der Kinder unterdrückt, heute lässt man ihnen soviel Freiheit, dass er sich in alle Richtungen verflüchtigt.
Eure Zustände sind die Reaktion darauf: Schüler entsprechend zu betreuen, dass man sie da abholt, wohin sich ihr Geist verflüchtigt hat - die einen dahin, was man als gut benotet, die anderen zu Chaoten. Der Versuch das Chaos zu klassifizieren ist der Versuch die Reste von Gleichschaltung zu behalten, damit man mehrere vergleichbare Kinder von einem Lehrer unterrichten kann. Volle Individualität habt ihr, wenn jedes Kind seinen eigenen Lehrer hat.
Beides geht also nicht. Die nächste Stufe ist den Mittelweg zu finden. Gleichgeschaltete Grundregeln vom Kindergarten an, die nicht in Frage gestellt werden. Der Lehrer ist der Boss und was vorne abgeht, ist Programm. Und umgekehrt für die Lehrer: Ich muss auf die Kinder mit meinem Programm zugehen.
Wer gegen die Regeln verstößt wird bestraft. Ich habe reichlich Strafarbeiten gemacht, den Hof gereinigt, in der 6. Klasse war ich mit Nachsitzen vier Wochen(!) im Voraus ausgebucht. Wenn ein Lehrer mich nachsitzen ließ und mit mir die Stunde festlegen wollte wurde das zur Lachnummer... "Nein, in zwei Wochen Dienstag sitze ich bei Herrn... und Donnerstags bei Frau... "
Ich hatte einen Mathelehrer, der hatte das drauf. Er diskutierte nicht mit uns über die Grundregeln. Er war mein Klassenlehrer. Als ich drei Nachsitztermine bei ihm gebucht hatte, strich er mir für den vierten die Klassenfahrt. Ein klares Stop-Signal. Meine Eltern haben das mitgetragen. Heutige Eltern rennen dann oft los und beschweren sich. Wie soll ein Lehrer erziehen, wenn er keine Strafarbeiten oder Strafen aussprechen darf=
Es muss eindeutige Regeln, die konsequent erklärt und verfolgt werden. Das ist gerade bei Menschen mit Migrationshintergrund schwierig, weil die Regeln teils den Eltern nichtmals bekannt sind und weil die Werte andere sind. Hier gibt es keine Konsequenz, sondern nur Mischmasch. Aber können die Kinder dafür, darf man sie deswegen fallenlassen?
MoonGuy hat geschrieben:Du wurdest mir gerade ein Stückchen sympathischer ^^
Dann war die fünf in Erdkunde ja doch noch zu was gut :->
MoonGuy hat geschrieben:Alle Teile flogen lose drinnen herum, also erstmal alles rausholen, Kabel sortieren, Teile zuordnen, zusammenbauen. Hinterher ging trotzdem nichts, denn auf dem Motherboard waren einige Pins schief. Die haben wir dann mit einem Schraubenzieher angewinkelt und mit einer Zange mit "freien" Kabeln verbunden. Dann konnte man ihn für immerhin 30 Sekunden starten, und beweisen, dass dies alles sei, was ein PC braucht.
Wozu ist das gut?
MoonGuy hat geschrieben:Softcoreunterricht funktioniert, wenn die Schüler Interesse zeigen, oder wenn der Lehrer in "unaufmerksameren" Momenten immernoch seine Stellung klar machen kann.
Heute haben Lehrer teilweise Angst vor den Schülern. Diese Lehrer haben ihre Stellung schon verloren, aber nicht ihren Beamtenstatus.
MoonGuy hat geschrieben:Allerdings muss ich sagen, dass ab der 11. Klasse alles sowieso etwas anders läuft. Die Lehrer gehen davon aus, dass jeder freiwillig kommt.
Auch eine dämliche Einstellung. Die Kinder in der Oberstufe kommen, weil es von ihnen erwartet wird. Viele, weil die Eltern es verlangen, dass ihr Kind Abitur macht, Medizin studiert und Herr Doktor wird. Ich bin von Realschule auf's Gym, weil ich mich für keinen Ausbildungsberuf entschieden habe. Ich kann nicht behaupten mit 15 oder 16 verstanden zu haben, was das bedeutet, eine Ausbildung zu machen und einen Beruf auszuüben, 50 Jahre lang. Meine Welt änderte sich in der Zeit im Monatsrhythmus, wie soll ich da 50 Jahre überblicken und planen!? Einen guten Freund von mir habe ich in der Zeit alle 14 Tage als neue Person kennengelernt. Auf einmal trägt der dunklen Hut und Mantel?! Zwei Wochen später macht er Horoskope, dann Gesangskarriere, dann die Suche spirituelle Erleuchtung gefolgt von Schauspielerei...
Es kam die Ansage über Lautsprecher, dass jetzt der letzte Zeitpunkt ist, sich für's Gym einzutragen ist und wer wechseln will möge jetzt den Antrag stellen. Also stand ich auf und stellte einen Antrag. Auf dem Weg zum Sekretariat überlegte ich mir, ob ich ihn abgebe. Ich hatte mir bis zu der Lautsprecherdurchsage keinerlei Gedanken dazu gemacht.
Das hatte nichts mit freiwillig oder Planung zu tun. Es musste ja irgendwie weiter gehen und kaufte ich mir drei weitere Jahre zur Orientierung, weil ich keinen Plan hatte. Ich war ein 16jähriges Kind und wenn ich heute teilweise 16jährige sehe, dann irren die genauso planungslos durch die Gegend, wie ich und suchen nach einer Hand, die sie zum Erwachsenwerden führt. Und ich kenne noch genug Kinder, die schon deutlich über 20 sind.
Im Studium habe ich gelernt, dass wer mit 25 noch Kind ist, es wohl auch bis zum Ende bleiben wird. Und es werden immer mehr Kinder, die ihre Kinder nicht erwachsen bekommen, die ihren Kindern nicht beibringen können, zu lernen oder Interessen zu entwickeln oder sich überhaupt für unbekanntes zu interessieren.
Wer hier im Forum ist, hat meist Interessen. Den Jungen, der 10 durch 10 nicht teilen konnte (mit damals 20 Jahren) habe ich mal gefragt, wofür er sich interessiert. Er wusste nichts. Ich kenne auch seine Mutter. Sie ist heute noch ein Kind.
Das Schulsystem bricht imho bei den Eltern und bei den politischen Anforderung, was ein Schüler heute zu wissen hat, auseinander. Das kombiniert, mit Containern auf dem Bolzplatz. Ich wurde in der Ausbildung mal als "Rohstoff für die Industrie" bezeichnet. Kinder werden hier verheizt, weil man sich nicht die Zeit nehmen kann, sie auch mal anzusprechen. Mal zu fragen, was sie interessiert oder zu zeigen 'Schaumal hier...'. Weil man in einer Klasse mit 25-30 Kindern nicht jedem Kind seinen persönlichen Moment geben kann, was es vom Rohstoff zum Individuum werden lässt, dass sich wertgeschätzt fühlt und dass seine Wertschätzung dem Lehrer gegenüber ausdrücken kann, in dem es dessen Unterricht nicht sabotiert, weil sonst der Mensch verärgert wäre, der den Schüler wertschätzt, der Orientierung bietet, weil er sich bei Fragen dafür Zeit nimmt.
Es gibt nicht eine Lösung das Problem zu lösen. Alle müssen anpacken. Eltern, Lehrer, Politik und Gesellschaft. Ein Realschüler, der gerade 4 oder 5 Jahre in Dland lebte, fragte mich mal, ob ich ihm was erkläre, wenn ich schon meckere. Ich sagte, dass ich das als meine Pflicht in der Gesellschaft ansehe zu helfen, wenn ich das kann. Er hat den Mund aufgemacht. Inzwischen hat er Abitur, studiert und hat eine eigene Firma.
In der 12. Klasse habe ich mit lernschwachen Kindern gearbeitet. Die meisten brauchten nur das Wissen, dass sich jemand dafür interessiert, was sie da als Hausaufgaben machten.
Diejenigen, die definitiv nichts für die Misere können, sind die Kinder und Jugendlichen. Aber sie müssen die Suppe auslöffeln und deswgen so früh wie möglich Forderungen an die Gesellschaft stellen. Ich will, dass ihr meine Rente zahlt. Wenn ihr politische und gesellschaftliche Veränderungen und/oder höhere Steuern braucht, damit ihr das auf die Reihe bekommt, dann macht den Mund auf.
Als Teil der Gesellschaft, stehe ich da hinter euch. Den Rest der Gesellschaft müsst ihr aufwecken.
Merke: Wer Ordnung hellt ist nicht zwangsläufig eine Leuchte.
Ich beantworte keine generellen Programmierfragen per PN oder Mail. Dafür ist das Forum da.